Friesen und Friesland - Radbod
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Herzog der Friesen
Der erste schriftlich belegte friesische Herzog war Aldegill, welcher die ersten Deiche zur Sicherheit der großen Warfen anlegen ließ. Dies geschah ca.
642 n. Chr. Aldegill erlaubte Wilfried, dem Erzbischof von York, welcher bei Ihm Zuflucht fand, den Friesen die neue Lehre von Jesus Christus zu predigen, was er auch tat und vermutlich tausende Friesen getauft und damit den ersten Missionierungsversuch in Gang gebracht hatte. Als dann um etwa 680 Herzog Radbod, welcher auch Redbad genannt wurde, seine Herrschaft als neuer Friesenführer begann, fand diese Bekehrung abrupt ein Ende. Radbod einigte die Friesen wieder und sammelte eine große schlagkräftige friesische Truppe um sich, mit der er die fränkische Truppen aus seinem Gebiet vertrieb und alle übrigen, die nicht freiwillig aus seinem Land verschwanden, mit Schwert und Schild bekämpfte.
Unter seiner Führung vergrößerte sich das Reich der Friesen und zog sich über einen großen Küstenstreifen an der Nordsee von dem Fluss Sinkfall bei Brügge bis hin zur Weser. Da diese dem Meer sehr nahe gelegenen friesischen Gebiete sowohl gut für Handelsbeziehungen, als auch zur Absicherung gegen nördliche Angriffe waren, marschierte der fränkische König Pippin II. mit einem großen Heer nach Friesland ein. In dieser zwischen Lek und Rhein stattgefundenen
sowohl für die Friesen, als auch für die Franken verlustreichsten Schlacht, erkämpften sich die Franken Dorestad, welche als die wichtigste Handelsmetropole des gesamten Nordsee-Anreinergebietes galt. Radbod zog sich auf die Insel Foset zurück, bei der es sich, der Vermutung einiger Historiker nach, wohl um das heutige Helgoland handelt, welches zu der Zeit ein friesisches Heiligtum war (mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie uns mit auf Ihre Helgolandtour nehmen, siehe Helgolandbesichtigung). Hier wartete Herzog Radbod nun auf seine Stunde. Diese Stunde war kurz nach Pippins II. Tod zu Beginn des Jahres 714 gekommen, wo er sämtliche wehrfähigen Männer zu einem erneut starkem friesischen Heer zusammentrommelte und damit nach Westen vorstieß so dass eine fränkische Garnison nach der anderen viel. Er gewann die meisten Handelsplätze zurück, unter ihnen vor allem auch Dorestad, stieß immer weiter vor und stoppte erst zum Ende des Jahres 714 kurz vor Köln. Denn hier wartete ein aus vielen Ländern zusammengetragenes fränkisches Heer, welches nun von den Friesen, die nicht für Geld, sondern für den Erhalt Ihres Reiches kämpften, vernichtend geschlagen wurde. Somit hatte Herzog Radbod Friesland erneut mit seinem Restreich vereint und begann abermals mit der Vertreibung der Missionare. Nun erstrahlte das alte Friesland in einem neuen Glanz.
719 starb Herzog Radbot. 15 Jahre später marschierte erneut ein großes fränkisches Heer in das westliche Friesland ein und siegte, so dass es aus dem friesischen Reich wegfiel und Ostfriesland überblieb. 768 trat Karl der Große seine Herrschaft an, welcher 783 erst die Sachsen und dann den friesischen Herzog Surbold besiegte. Nach Surbold soll ein weiterer Radbod II. in dem komplett durch Franken besetzten Friesland ebenfalls auf die Insel Foset vertrieben worden sein, womit das Zeitalter der friesischen Herzöge zu Ende ging. Karl der Große, der neue Herrscher über Friesland, ließ die friesischen Volksrechte im Jahre 802 – 803 in der „Lex Frisionium“ niederschreiben.
Damit begann die Blütezeit der Friesen, welche spätestens durch Karl dem Großen und seinem Sohn Ludwig den Frommen 814 n. Chr. durch die Verleihung der friesischen Freiheit als Volk der Friesen in die Geschichte einging. Diese friesische Freiheit integrierte die Bewohner von Tota Frisia fest in das Reich, räumte ihr gleichzeitig aber die Freiheit zur Selbstbestimmung ein. Somit waren die Friesen durch kaiserliche Legitimation aus dem herrschenden Feudalsystem ausgeklammert und nur dem Kaiser selbst Rechenschaft schuldig.
Da diese friesische Freiheit die Grundzüge einer demokratischen Selbstverwaltung innerhalb einer genossenschaftlichen Struktur aus Familienverbänden, Dorfgemeinschaften und Landsgemeinden legte, ist es nicht weiter verwunderlich, wenn der Stolz darauf sich in dem eingangs erwähnten Ausspruch „Eala freya fresena“ manifestierte.
Stellte die oft idealisierte friesische Freiheit doch ein Novum da, welches in der damaligen Zeit einzigartig im fränkischen Reich, ja sogar fast in der gesamten Epoche des Mittelalters war, sah die Realität nicht immer derart glorreich aus. So waren auch die Friesen im stolzen Friesland nicht frei von politischer Machtgier und Vetternwirtschaft, was die praktische Umsetzung des demokratischen Gedankens nicht selten erschwerte. Doch das soll ein anderes Kapitel sein.
Nichtsdestotrotz bot sie den Friesen Anlass ein starkes regionales Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dieses Bewusstsein war allerdings nur mittelbar mit der Freisprechung des fränkischen Kaisers verbunden, hatte es seine Wurzeln doch in der Mentalität der Friesen selbst.