Seilerei
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Viel Spaß mit dem Filmtrailer Handwerksdarstellung Seilerei!
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Die Geschichte der Seilerei beginnt in der Frühzeit der Menschheit. So kann man den Gebrauch von Seilen bereits auf 20.000 Jahre alten Höhlenbildern nachweisen. Interessant dabei ist es, dass es einer der wenigen Gebrauchsgegenstände war, der nicht unmittelbar zur Nahrungserbeutung bzw. -aufnahme oder zur Körperpflege gedient hat. Hierbei allerdings schon von einem Handwerk zu sprechen wäre sicherlich etwas verfrüht, da eine fachliche, technische Fertigung dabei nicht vorhanden war. Diese trat zum ersten Male bei den ersten großen Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien. Doch warum gerade dort?
Nun, beide Kulturen sind uns neben vielen anderen Fundstücken gerade wegen ihren baulichen Leistungen in Erinnerung geblieben. Wer denkt dabei nicht automatisch an die geheimnisvollen Pyramiden, wo man immer noch nicht sicher ist, wie sie wirklich gebaut wurden? Auch wenn wir nicht genau ergründen können, wie diese Monumente entstanden sind, Seile haben dabei definitiv eine Rolle gespielt. Und wenn man bedenkt, dass die „Bausteine“ einige Tonnen gewogen haben, waren dies keine normalen Seile.
Und das wiederum setzt eine hohe Qualität voraus, die nur durch handwerkliches Geschick erreicht werden konnte. Doch wie kam das Handwerk der Seilerei in das Europa zur Epoche des Mittelalters, welche der Friesenring in seiner Handwerksdarstellung erlebbar macht?
Durch die friesischen Seefahrer natürlich!
Scherz beiseite: Das ist (leider) nicht richtig.
Aber auch nicht ganz unwahr, denn die
Seefahrt und die Küste hat diese
Entstehung durchaus begünstigt.
Die Herstellung von Seilwerk war schon
seit längerer Zeit bekannt und fand mit
der Entwicklung von Segelbooten immer
weitere Verwendung. Damit ging die
Fischerei einher. Netze, die aus Schnüren
und kleinen Seilen bestanden, wurden mit
Seilen am Boot befestigt oder einfach mit
Hilfe von Seilen in Flussläufe gespannt:
So ist die Seilerei seit jeher eng mit dem Wasser verbunden gewesen.
Wie eng kann man weit vor dem Mittelalter im Mittelmeerraum beobachten, denn dort hatten Griechen und Römer einen großen Bedarf an Seilen, um ihre riesigen Seeflotten auszurüsten.
Somit ging die Entwicklung eines Handwerks wieder einmal mit dem politischen Expansionsgedanken einher: Militärischer Fortschritt fusste eng in einer technischen Entwicklung der daran beteiligten Handwerke. Denn es musste entsprechend effektiv und schnell gefertigt werden, um den Bedarf an Seil- und Tauwerk der Seeflotten zu decken.
Auch wenn die Römer in Mitteleuropa nie richtig Fuß fassen konnten, hinterließen sie doch ihre Spuren in Form von Städten und Ausrüstungsstandorten: Orte an denen auch die „importierten“ Handwerke angesiedelt wurden – wie die Kunst der Seilerei. Anders als die Mittelmeerländer damals waren die Mitteleuropäer (mit Ausnahme der Friesen) keine große Seefahrernation zur Zeit des Mittelalter. So kam es, dass die Seilerei nach dem Untergang des Römerreiches und dem Beginn des Mittelalters etwas an Bedeutung verlor. Zwar war der Bedarf in den Küstenstädten auf Grund der Seefahrt noch vorhanden; Richtung Landesinnern nahm dieser aber ab und fand hinsichtlich der Verwendung von grobem Tauwerk nur bei größeren städtischen Bauprojekten und Burganlagen Zuspruch. Verbreiteter war dort das kürzere Seilwerk, welches in der Landwirtschaft und in der Binnenfischerei seine Nutzung fand. Dies führte zu einer Aufspaltung des Handwerks, die man nachvollziehen kann, wenn man das Handwerk näher betrachtet.
Der Taumacher oder Seiler benötigt eine lange gerade Bahn zur Fertigung des Tauwerks. Auf Grund des ewegungsablaufes wurde er im Mittelalter auch Reepschläger genannt, wobei Reep ein altes niederdeutsches Wort für Schiffstau ist. Da der Reepschläger während des Fertigungsprozeßes viele Bahnen laufen musste, hatte sich als bald der Name Reeperbahn
im Sprachgebrauch gefestigt. Dieser Begriff ist als Straßenname noch in vielen norddeutschen Küstenstädten anzutreffen
und verweist dort auf das ursprünglich angesiedelte mittelalterliche Handwerk.
Weiter von der Küste entfernt benötigte man allerdings weniger grobe Taue sondern eher dünneres und kürzeres Seilwerk. Auch war der Begriff Reeperbahn nicht mehr zutreffend, da man auf einer kürzeren Bahn keine Reeps (also Schiffstauwerke) herstellte, sondern schlichte Seile. Aus diesem Grunde gebrauchte man dort den hochdeutschen Namen „Seilerbahn“ bzw. Seilerei. Diese binnenländischen Seiler (mit ihrer kurzen Seilerbahn) stellten kürzere Seile her und füllten mit ihren Netzen und dem Flechtwerk eine andere Nische im Seilerhandwerk.
Diese Nischenteilung wurde oftmals so konsequent vollzogen, dass man in einigen Küstenstädten noch Spuren von beiden Handwerken antrifft, die durchaus
nebeneinander existiert haben.
Trotz dieser Differenzierung kam es Mitte des 13. Jhr. (welche die Kernzeit der Friesenring Handwerksdarstellung ausmacht) zu einem Aufschwung für das Seilerhandwerk, der aus einer gänzlichen anderen Richtung angetrieben wurde. Und zwar mit der Verbreitung eines einheitlichen Glaubens und einer tief empfundenen Frömmigkeit. Dieser religiöse Antrieb gipfelte darin, seiner Gottverbundenheit Ausdruck zu verleihen, möglichst große und imposante Sakralbauten zu errichten. So setzte vor allem in Norddeutschland um 1250 n. Chr. ein Bauboom ein, die neben einem großen Bedarf an Steinmetzen und Architekten einen Aufschwung des Seilerhandwerkes mit sich brachte.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt war das Handwerk der Seilerei fest in der mittelalterlichen Zunftordnung etabliert und hat sich, samt Seilgeschirre und Gerätschaften, bis auf einige Details ca. 500 Jahre auf demselben Stand der Technik dort erhalten. Erst am Ende des 19. Jhr. begann die Mechanisierung im Seilerhandwerk und damit eine Veränderung des alten Handwerks bis hin zu seiner heutigen Form.
Doch wie gestaltet sich das
Seilerei-Handwerk, welches vom
Friesenring demonstriert wird?
Neben der Geschichte der Seilerei
wird eine selbstgebaute Seilerbahn
im Gebrauch vorgeführt.
Dort erhält der Zuschauer einen
kleinen Einblick in die verwendeten
Materialien eines Seilers:
Allen voran Flachs oder Hanf,
wovon Hanf der bessere und teuerer
Rohstoff war. Flachs ist statt dessen
günstiger anzubauen, dafür aber in
seiner Struktur gröber, was wiederum
die Seilereierzeugnisse steifer werden
lässt und somit minderwertiger war.
Im Detail wird der Spinnvorgang des Seiles bei der Rückwärtsbewegung vorgestellt. Gerne kann der interessierte Besucher auch selbst Hand anlegen und die Seilerbahn entlang laufen, um dadurch die einzelnen Fäden zu einer Schnur verdrehen oder aus mehreren fertigen Schnüren ein fertiges Seil zu drehen.
Sicherlich wird der Friesenring Seiler auch die ein oder andere Anekdote preisgeben können, um den Publikum einen möglichst unterhaltsamen Einblick in dieses traditionelle historische Handwerk zu gewähren.