Kleidung Friesischer Seefahrer

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Erstellt am Mittwoch, 26. Juni 2013 15:19

Ihre Frage

Moin,

als Mitglied des Vereins Turmhügelburg Lütjenburg befasse ich mich als gebürtiger Ostfriese mit der friesischen Siedlungsgeschichte in Holstein ab etwa 1100. Die vorliegenden Quellen berichten, dass Holstein neben Sachsen und Westfalen vor allen Dingen auch von Friesen und Holländern besiedelt wurde. Bei unseren Burgbelebungen, tragen wir Gewandung. Da ich Friese bin, möchte ich dabei auch als Friese auftreten und nicht als Angehöriger des Gesindes eines Grafen. Ich denke, dass bin ich den freiheitlichen friesischen Traditionen schuldig. Ich suche die Gewandung eines friesischen fahrenden Kaufmanns oder Seefahrers etwa um 1200 sowie einige Hinweise über die Bewaffnung in der Friesen zu dieser Zeit. Insbesondere interessiert mich die Bauart eines friesischen Sprung Speeres, eines Kletsie. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Hilfestellung geben könnten. Ich kenne den Fries von Münster, der einige Hinweise auf die Gewandung gibt, sowie andere Kirchenmalereien, die eine Kriegsgewandung und Bewaffnung zeigen. Aus meinem Quellenstudium weiß ich, dass sich die Gewandung in der Friesen zwischen 810 und 1300 nur unwesentlich geändert haben soll. Dies, so habe ich gehört soll auch für die Bekleidung der Seefahrer gegolten haben. Hier scheint bereits damals ein internationaler Austausch mit Blick auf bewährte Schutzkleidung auf See bestanden zu haben.

Wäre es nach ihrer Kenntnis vertretbar, einem friesischen Seefahrer in dieser Zeit eine Art Tunika aus Leder, wie sie bereits in die Wikinger getragen haben zuzuordnen, ohne in die Authentizität sehr zu verletzen? Eine gleiche Frage habe ich zu einer Gugel aus Leder, wie sie durch schwedische Funde belegt ist.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir helfen könnten und mir Rat geben würden, wie ich eine solche Gewandung gestalten sollte. Da ich davon ausgehe, dass ihre Mitglieder, in die das Kampftraining bei Ihnen gestalten, große Erfahrung bei friesischen Gewandungen haben, hoffe ich sehr auf Unterstützung. Vielleicht gibt es ja sogar einige Schnittmusterempfehlungen oder Fertigungshinweise für Schild und Bewaffnung . Das würde mir schon sehr weiterhelfen.. Vielen Dank Voraus und den besten Grüßen in meine alte Heimat,

Bernd Oldewurtel

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Unsere Antwort

Vielen Dank für die Fragestellung.

Die Häufung solcher und ähnlicher Fragen, zeigt uns, wie sehr es hier doch ein größeres Interesse zu geben scheint. 

Vielleicht an dieser Stelle schon mal ein Hinweis auf ein im September stattfindendes Austauschwochenende zum Thema Schwertkampf, Taktiken, sowie interessanten Vorträgen zu zeitübergreifenden Themen… mehr dazu unter folgendem Waffenkampf und Taktiken – Theorie & Praxis 2013, denn hier kann genau dieser Austausch in der Praxis statt finden.

Doch nun zur Beantwortung der Fragen:
Was die Gewandung eines einfachen Seemanns betrifft, wird sich diese sicherlich nicht sehr von der herkömmlichen Gewandung unterschieden haben, wobei uns dazu keine Funde vorliegen.Eine gute Abbildung solch genutzter Kleidung ist mit Sicherheit die komplett erhaltene Kleidung des „Bockstensmannes“, welche unter folgendem LINK gut einzusehen ist…

http://www.hkm.varberg.se/bockstensmannen/bara-for-barn

http://de.wikipedia.org/wiki/Bockstensmann

Was den friesischen Sprungspeer betrifft, haben wir schon die ein oder andere Frage zu diesem Thema beantwortet, so dass diese gewünschten Angaben in unserer FAQ-Beantwortung  „Kletzie-und-schuppenrock“ nachzulesen wäre, sowie weitere Ausführungen zur „Kriegsbekleidung“ in einer weiteren FAQ-Beantwortung, dem Thema „Rüstungen der Friesen“ zu finden ist.

Was den Schild betrifft, ist hier von einem einfachen Rundschild auszugehen, bei dem mehrfach Planken übereinander angebracht und miteinander verleimt durch zusätzlich aufgebrachtes Leder, ergänzt um einen Schildbuckel, sowie dahinter befindlichem Griff die gängige Schildform der Friesen auch noch im 13. Jahrhundert war, wie sogar noch Abbildungen auf Siegeln und dergleichen ergänzend zu dem Sprungspeer auch noch über das 13. Jahrhundert hinaus zeigen.

Eine Nachbildung einer Schildbemalung, wie sie auf einer tollen Deckenmalerei einer Kirche zu sehen ist, welche zwei friesische Gerichtskämpfer zeigt, kann man schön auf dem Bild eines aktuellen Presseberichtes über unser Schwertkampftraining sehen.

Haben wir hoffentlich ein wenig helfen können, ansonsten bieten unser Austausch-Wochenende im September mit Sicherheit noch viele weitere Möglichkeiten.

Einfach die Tage noch mal wieder rein schauen, da wir gerade die letzten Dinge zusammentragen und dann genauere Infos vergeben.

Euer Friesenring