Vinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.x

Farbe für Pingsdorfer-Keramik

Die Frage von Jürgen:

Auf dem Osterhuser Akkord wurde ich gefragt, woraus die Strichmahlung auf
der Pingsdorfer Keramik besteht, was ich nicht genau sagen konnte.
Hier nun mein Versprechen, diese noch offene Frage ,nach ergiebiger
Recherche zu beantworten.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Unsere Antwort:

Einleitung und allgemeines dazu:
Die Pingsdorfer Ware gehört noch zu der Irdenware und zeichnet sich durch seinen
hell gelblichen Scherben mit eben dieser roten Strich- oder Gitterbemalung aus.
Irdenware bedeutet, dass recht weich, also bei rund 900 – 1000°C gebrannt wurde und dafür
ein fein bis grob poröser durch Quarzsand gemagerter (vermengter) Ton benutzt wurde.
Die Bemalung besteht aus einer sogenannten Engobe.
Eine Engobe ist, wenn man so will, ein Überzug aus geschlämmtem Ton, sogenanntem
Tonschlicker, der zur Einfärbung oder auch zusätzlicher Beschichtung der jeweiligen
Keramik dient. Bei der Herstellung auf der Drehscheibe, entsteht durch den hohen
Wassereinsatz auch Schlicker, welcher deshalb auch als Eigenengobe bezeichnet wird
und oftmals die Grundlage für die anschließende Schlickerbemalung bildet.
Engoben können aus jeglicher Art von Ton hergestellt werden. Hierbei ist nur zu beachten,
dass diese zusammengeführten Tone ein recht ähnliches Wärmeverhalten haben
(gemeint ist ein ähnlicher Ausdehnungskoeffizient).
Dieser Schlickerauftrag, wird oftmals mittels Pinsel, oder Malhorn aufgetragen.
Je nach gewünschter Stärke, kann er auf den lederharten (noch ungebrannten) Ton,
oder bei recht flüssigem Auftrag auch nach dem ersten, dem sogenannten Schrühbrand,
welcher das Gefäß schon zu einem harten wasserfesten Gegenstand werden lässt,
aufgetragen werden.
Sie gibt dem Ton beim Brennen eine andere Färbung und dient somit gerade
hier bei der angesprochenen Pingsdorfer Keramik als Schmuckelement.
Eine Engobe bildet eine glatte Oberfläche und kann unter Umstanden, ähnlich wie eine
Glasur, die darunter liegende Struktur versiegeln. Vorausgesetzt, sie sintert schon bei
niedrigeren Temperaturen, als der darunter liegende Ton.
Sintern bedeutet, dass körnige Stoffe vermischt und durch starke Erwärmung miteinander
verbunden werden. Das kann man sich so vorstellen, als ob sie miteinender verkleben,
oder aber auch zusammenbacken, wobei die Ausgangsstoffe der jeweilige Teilchen
erhalten bleibt. Es wird auch oft von der sogenannten "Lehmglasur" gesprochen,
bei der ein aufgeschlämmter Lehm je nach Zusammensetzung für unterschiedliche
Farben sorgt. So entstehen bei höherem Eisenanteil Farben von braun bis hin zu schwarz.
Ist ein höherer Kalkanteil vorhanden, erhält man einen eher gelben Farbton.

QUELLEN und teilweise zitiert:
In einer Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Otto-
Friedrich-Universität zu Bamberg, vorgelegt von Lutz Jansen aus Dresden 1999, welche den
Titel "Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit – Die archäologischen Funde und Befunde
aus der „ersten Bauzeit" der gotischen Kathedrale zu Köln (1248 bis 1322)“trägt ist folgende
Kenntnis zuentnehmen: Hier der LINK dazu.

„Die Engobe ist ein stark eisenoxidhaltiger Tonbrei, der bereits im hohen Mittelalter zur
Bemalung der gelben Irdenware Pingsdorfer Art benutzt wurde“

In einer weiteren Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, vorgelegt von Thomas Höltken aus
Mönchengladbach Bonn mit dem Titel "Die Keramik des Mittelalters und der Neuzeit aus dem
Elsbachtal" ist ergänzend dazu folgende Kenntnis zu entnehmen:
Hier der LINK dazu.

IRGE1 (feingemagert, oxidierend gebrannte Irdenware)
Irdenware; hart bis sehr hart gebrannt; der Scherben ist gelblich
(RAL 1001, RAL1002, RAL1011), bei weicheren Varianten auch beige bis weißlich oder rosa
(RAL1014, 1015); der Kern ist bei den helleren Scherben manchmal gräulich gefärbt;
ausgeschieden wird eine härtere Variante (IRGE1 hart), deren Färbung tendenziell dunkler
ist und von hellbraun über oliv bis braungrau reichen kann (RAL 1011 bis RAL
mit vielen Zwischentönen); in der Regel ist diese Ware scheibengedreht oder nachgedreht;
die Zusammensetzung der Magerungspartikel ist nicht homogen und erlaubt keine sichere
Gruppenbildung; die Größe der Magerungspartikel reicht von 0,1 bis 0,6 mm, nur selten
mehr; die Menge der Magerungspartikel ist mittel bis viel;
die Magerung besteht hauptsächlich aus Sand; der Scherben ist homogen mit
wenigen länglichen Poren; jedoch läßt sich innerhalb der Ware IRGE1 an Hand der
Magerungszusammensetzung und der Verarbeitung eine Variante mit feinerer Magerungs-
zusammensetzung und glatter Oberfläche erkennen, die aus dem Vorgebirge stammt
(IRGE1 Vorgeb); vorwiegend liegt die Größe der Magerungspartikel
hier unter 0,3 mm 52; typisch für die Varianten von IRGE1 ist Pingsdorfer Keramik
eine eisenhaltige Bemalung (Pingsdorfer
Bemalung), die – abhängig von der
Brandhärte – von hellorange über rotbraun
bis hin zu dunkelviolett reichen kann
(RAL 2000, RAL 8004, RAL 8023, RAL 8019);
die weiteren Scherben der Gruppe
IRGE1 werden nur unter Vorbehalt dem
Vorgebirge zugewiesen. Somit lässt sich
abschließend sagen,dass die Bemalung
der Pingsdorfer Keramik auf eine
eisenhaltige Engobe zurückzuführen ist.

PS: Wer durch diesen Bericht Interesse an solch
Pingsdorfer Keramik haben sollte, kann diese
selbstverständlich beim Friesenring
handgefertigt hier bestellen.

Legetøj og BørnetøjTurtle